Nach den Reichsstadttagen 2006 fanden sich drei begeisterte Festspielerinnen mit der Idee zusammen eine Gruppe von Gauklern- und Spielleuten zu gründen. Noch ohne zu wissen, ob sie unter der Schirmherrschaft des Festspiels „Der Meistertrunk“ aktiv werden durften, fuhren Donnerfuchs, Griselda und Totenpfeifer nach Speyer um sich mit historischen Sackpfeifen und Trommeln einzudecken. Wir erstanden zwei Hümmelchen, eine Schäferpfeife und eine Bodhran.
Nach kurzer Zeit kam Feuerzauber mit Poischwingen zu dem kleinen Trupp. Durch Zufall erhielten wir einen wunderschönen alten Leiterwagen.Die ersten Proben wurden durchgeführt und mit dem Vorstand des Festspiels gesprochen. Den offiziellen Antrag auf die Aufnahme von „Mummenschanz“ zum Verein des „Meistertrunk“ hatten wir vor dem Hauptausschuß am 13.12.2006. Was waren wir aufgeregt und wir haben es geschafft!
Unsere Kostüme schneidern wir nach historischen Vorbildern und aus Stoffen, die es im Jahr 1631 ebenfalls gegeben hat. Die Instrumente und unseren Fuhrpark, sowie sämtliches Equipment haben wir auf eigene Kosten angeschafft und erstellt.
Wir musizieren mit Schäferpfeifen, Marktpfeifen, Trumscheit, Schalmei, Garklein, Davul, Bodhran, Schellen, Zimbeln und anderer Percussion. Jongleure und Poi-Schwinger/innen bieten ihre Künste dar, mit Schauspielerei erzählen wir Geschichten und Sagen rund um Rothenburg. Mit bis zu vier Leiterwagen ziehen wir in den Gassen umher und unterhalten Groß und Klein.
In den mittelalterlichen Städten standen trotz aller Einschränkungen durch die Obrigkeiten, den Spielleuten und Gauklern die Häuser der wohlhabenden Bürger offen.
Ihre Musikdarbietungen, Akrobatikvorführungen und Schauspielakte stiessen auf Marktplätzen, in Wirtshäusern und Gassen auf offene Augen und Ohren. Spielleute lockten das Volk zum Tanz und waren unentbehrlich bei Fastnachtsbräuchen und Umzügen. Sie dienten außerdem den Repräsentationspflichten der bürgerlichen Oberschicht z.B. bei Empfängen und Festessen. Natürlich gaben die Spielleute ihre neuesten Geschichten und Lieder auch ohne speziellen Auftrag, aber selbstverständlich nur gegen entsprechende Entlohnung durch die Passanten in den Gassen und auf den Plätzen zum Besten.
Neben den Legenden und Abenteuergeschichten konnten Spielleute zumeist auch die neuesten Tanzweisen darbieten und über aktuelle Ereignisse informieren.
Es ward in vormaliger Zeit, der Teufels triebs Unheil weit und breit. Er sauste durchs Land ganz ohne Ziel und tat nur das was ihm gefiel. Kirchen gab es damals nur kaum, drum hielt sich der Höllenfürst noch im Zaum. Doch Prediger kamen ins Taubertal und tauften viel Menschen an der Zahl. Der Teufel brauste an einem Tag übers Tal und schlimm er erschrak, in Detwang war, dass ihm gar graut, ein Kirchlein fast schon voll erbaut! Der Teufel, wurd wild und voller Zorn, war die Kirche in sei‘m Aug ein Dorn. Das kann und darf doch wohl nicht sein! „Wartet‘s ab, ich werf‘s euch ein!“ Der Höllenfürst, der sauste los und suchte sich ein Wurfgeschoss. Nach kurzer Zeit fand er am Main einen riesengroßen Stein. Er nahm ihn auf und hob ihn an und flog los Richtung Detwang. Doch durch Gottes Güt‘ gebannt er die Ortschaft nichtmehr fand. Der Stein ward bald ein schwere Last und schnaufend macht der Teufel Rast, als ein Krämersfrau, die kam daher. Die Kraxn von löchrigen Schuhen gar schwer. Diese wollte sie zum Schuster bringen und sich etwas Geld verdienen. „Gute Frau, sag doch Bescheid ist es bis Detwang noch sehr weit?“ Doch die Frau hatt alsbald gesehen dass sie vor dem Höllenfürst tat stehen. „Guter Mann, ich sag Bescheid, dass es bis Detwang ist noch weit. Seht die löchrigen Schuhe an, die lief ich durch, seit ich von dort kam.“ Den Teufel erfasst die heiße Wut, in seine Kralle schoss die Glut. Zornerfüllt warf er den Stein bei Rödersdorf in den Wald hinein. Und in den Stein hat sich eingebrannt, die heiße schwarze Teufelshand. Ja, der Stein liegt heute noch dort doch – ist der Teufel wirklich fort?
Einst verkündete ein Scharwächter laut, dass es ihm vor dem Teufel net graut. Und sollte der es noch so treiben, er wollt immer tapfer bleiben. Der Teufel hörts und war erzürnt, zum Torbogen der Jakobs Kirch hinstürmt denn dadurch mußt der Stadtknecht ziehn, des nächtens wollt er heimwärts gehn. Der Wächter kam von seiner Wacht die Klinggass rauf in schwarzer Nacht. Und eh er wusst wie's ihm passiert wurd er vom Teufel maulschelliert. Doch das machte dem Manne nicht bang, er ging weiterhin seinen Gang durch das Tor der Jakobs Kirch wo der Teufel lag auf Pirsch. Doch zuvor war er gewesen bei dem Priester in der Mess´n ward gefestigt und gestärkt gegen sämtlich teuflisch Werk. Der Teufel der sprang just hervor, als der Stadtknecht war im Tor. Mit eiserm Griff hielt er ihn fest auf daß das Leben ihn verläßt. Der Scharwächter doch mit göttlicher Kraft schüttelte den Höllenfürst ab, schleudert ihn gegen die Steinwände hin, daß jenem Hören und Sehen verging. Das war dem Teufel eine Lehr, gesehen ward er dort nie mehr und lag nimmer auf der Pirsch im Torbogen der Jakobs Kirch.
Im 30 jährgen Krieg herrschte große Not. Zu Morden, Hunger, Angst g`sellt sich der schwarze Tod. Da hatt`der Totengräber wahrlich viel zu tun, nicht an Tag und Nacht blieb Zeit um auszuruhn. Und des Totengräbers Karren wurd oft durch die Stadt gefahren denn auf den Plätzen und den Gassen wurden die Toten liegen lassen. Zu dieser Zeit es ward bekannt ein Sackpfeifer, der viel und gerne trank. Seinen Lohn, ob klein ob groß in der Schänke er versoff. Eines Nachts ist´s dann geschehn, da fiel er auf die Gasse hin. Und er stand nicht wieder auf. Schlief tief und fest in seinem Rausch. Die Sackpfeif hielt er fest im Arm als der Totenkarren kam. Ach, war das ein Schreck und Graus als der Sackpfeifer wachte auf. Fand er sich doch am späten Tag in einem großen Massengrab. Überall Tote hüb und drüben, allein sein Instrument war ihm geblieben. Als die Nacht brach bald herein und niemand hört sein Hilfeschrein, keine Hoffnung die ihm blieb, spielt´er sich selbst das Totenlied. Und der traurige Choral verbreitet seinen schaurig Schall so der Totengräber, der ihn hört ward daraufhin doch sehr verstört, glaubte, dass drunt aus der tief der Seelenfänger nach ihm rief. Doch als am hellen nächsten Tag das Lied noch nicht ein Ende hatt´ fasst der Totengräber Mut und blickte tief hinab die Grub´. Der Sackpfeifer, er ward erhört! Dem Alkohol hat abgeschwört und noch manches Jährlein spielte er zur Freude der aller und Gottes Ehr.
Wir haben auch Gesangsstücke und Tänze im Repertoire.
In unseren Stücken bieten wir dem Publikum, Sagen rund um unsere schöne Heimatstadt dar. Mit Schauspielerei, Pantomime und Maskenspiel verdeutlichen wir die Geschichten und machen sie für Klein und Groß sehr unterhaltsam.
Ganz wichtig für Mummenschanz sind Feuerzauber an den Pois und unsere Jongleure. Zur Musik fliegen die bunten Bälle und so mancher Brunnen, Tisch und manches Mäuerchen sind vor Feuerzauber nicht sicher, wenn sie spontan in luftiger Höhe steht und ihre Pois im Rythmus schwingt. Mittlerweile schwingt sie nicht mehr allein und hat ihre Lehrlinge immer mit dabei.